Leseprobe Band 2 Shades of Grey – Gefährliche Liebe
Leseprobe zu Shades of Grey
Band 2 – Gefährliche Liebe
Heute, am 3.9.2012, erscheint der zweite Band der erfolgreichen Shades of Grey-Trilogie von E. L. James. Und hier kommt sie dann, die Leseprobe vom zweiten Band Shades of Grey – Gefährliche Liebe
Kurzbeschreibung
Verunsichert durch die gefährlichen Leidenschaften und dunklen Geheimnisse ihres Liebhabers Christian Grey, bricht Ana Steele ihre Beziehung zu dem attraktiven jungen Mann ab und versucht wieder ein ruhiges Leben zu führen. Aber Anas Verlangen nach Christian ist ungebrochen, so sehr sie dies auch zu verleugnen sucht. Als Christian vorschlägt, sich wenigstens noch ein einziges Mal mit ihr zu treffen, willigt Ana daher sofort ein – und beginnt erneut eine Affäre mit ihm. Eine höchst gefährliche Affäre, in der sie immer wieder Grenzen überschreitet, in der sie aber auch mehr über die Vergangenheit von Christian erfährt – eine Vergangenheit, die ihn zu einem ebenso verletzlichen wie faszinierenden Mann gemacht haben, der seitdem mit seinen inneren Dämonen kämpft. Gleichzeitig sieht sich Ana der Eifersucht der Frauen gegenüber, die vor ihr Christians Liebhaberinnen waren. Und sie muss die wichtigste Entscheidung ihres Lebens treffen. Eine Entscheidung, bei der ihr niemand helfen kann …
»Prolog
Er ist zurück. Mommy schläft oder ist wieder krank.
Ich verstecke mich unter dem Küchentisch, linse zwischen meinen Fingern hindurch zu Mommy hinüber.
Sie liegt auf der Couch, eine Hand ruht auf dem klebrigen grünen Teppich.
Er steht in den großen stiefeln mit der glänzenden Schnalle vor ihr und brüllt sie an.
Dann schlägt er Mommy mit dem Gürtel. Steh auf! Steh auf!
VerficktesMiststück. VerficktesMiststück. VerficktesMiststück.
VerficktesMiststück. VerficktesMiststück. VerficktesMiststück.
Mommy schluchzt. Hör auf. Bitte hör auf. Mommy schreit nicht. Sie macht sich ganz klein.
Ich stecke die Finger in die Ohren und schließe die Augen.
Jetzt höre ich nichts mehr. Er dreht sich um.
Ich sehe seine Stiefel, als er in die Küche stapft.
Er hat den Gürtel in der Hand, sucht nach mir.
Er bückt sich und grinst. Er stinkt nach Zigaretten und Schnaps.
Da bist du ja, du kleiner Scheißer.
Ein markerschütternder Schrei weckt ihn. Himmel! Er ist schweißüberströmt, sein Herz rast.
Was zum Teufel? Er setzt sich mit einem Ruck im Bett auf und stützt den Kopf in die Hände.
Scheiße. Sie sind wieder da. Der Schrei, das war ich. Er holt tief Luft, versucht, den Geruch von billigem Bourbon und abgestandenem Zigarettenrauch aus seiner Erinnerung zu verbannen.
Eins
Ich habe meinen ersten Tag im neuen Job, Tag drei nach der Trennung von Christian, überstanden. Die Arbeit hat mich abgelenkt. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, mit neuen Gesichtern und Aufgaben und Jack Hyde.
Jack Hyde … Er lehnt sich mit funkelnd blauen Augen an meinen Schreibtisch.
“Prima Arbeit, Ana. Ich glaube, wir werden ein tolles Team.”
Irgendwie gelingt es mir, die Lippen zu einer Art Lächeln zu verziehen.
“Wenn es Ihnen recht ist, mache ich jetzt Schluss”, sage ich.
“Natürlich. Es ist halb sechs. Bis morgen.”
“Auf Wiedersehen, Jack.”
“Auf Wiedersehen, Ana.”
Ich schnappe mir meine Handtasche und schlüpfe in die Jacke. Draußen in der frühabendlichen Luft von Seattle atme ich tief durch. Trotzdem spüre ich die Leere in meiner Brust, die mich seit Samstagmorgen schmerzlich an meinen Verlust erinnert. Ich gehe mit gesenktem Kopf zur Bushaltestelle und trauere um meine geliebte Wanda, meinen alten Käfer …und auch ein wenig um den Audi.
Schluss jetzt, ermahne ich mich. Ich kann mir einen Wagen leisten – einen hübschen neuen. Der Erlös für meinen alten ist sicher mehr als reichlich ausgefallen. Der Gedanke hinterlässt einen bitteren Geschmack in meinem Mund. Ich schiebe ihn beiseite, weil ich nicht wieder zu weinen anfangen will – nicht auf der Straße.
Die Wohnung ist leer. Kate fehlt mir.
Ich stelle sie mir mit einem kühlen Cocktail am Strand auf Barbados vor, schalte den Flachbildfernseher ein, damit ich das Gefühl habe, nicht allein zu sein, höre und sehe jedoch nicht hin. Stattdessen starre ich blind die Ziegelwand an, fühle mich wie betäubt, spüre nur den Schmerz. Wie lange soll das noch so weitergehen?
Als die Türglocke erklingt, setzt mein Herz einen Schlag lang aus. Wer kann das sein? Ich drücke auf den Knopf der Gegensprechanlage.
“Päckchen für Miss Steele”, meldet sich eine gelangweilte Stimme, und Enttäuschung steigt in mir auf. Lustlos gehe ich nach unten. Vor der Tür steht ein ziemlich laut Kaugummi kauender junger Mann mit einem großen Karton. Ich bestätige den Empfang und bringe das Ding nach oben. Der Karton ist erstaunlich leicht. Darin befinden sich zwei Dutzend langstielige weiße Rosen und eine Karte.
Gratuliere zum ersten Arbeitstag.
Ich hoffe, alles ist gut gelaufen.
Danke für den Segelflieger. Das war sehr aufmerksam.
Er hat einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch.
Christian
Als ich die getippte Karte anstarre, dehnt sich die Leere in meiner Brust noch weiter aus. Bestimmt hat seine Assistentin Blumen und Karte geschickt; Christian hatte sicher nicht viel damit zu tun. Ich sehe mir die Rosen genauer an – sie sind wunderschön, und ich bringe es nicht übers Herz, sie einfach in den Müll zu werfen. Pflichtschuldig gehe ich in die Küche, um eine Vase zu holen.
Ein Muster bildet sich heraus: aufwachen, arbeiten, weinen, schlafen. Oder besser gesagt, der Versuch zu schlafen. Nicht einmal in meinen Träumen bin ich vor ihm sicher. Silbergraue Augen, dieser verlorene Blick, die glänzenden Haare – das alles verfolgt mich. Und die Musik … so viel Musik.
Im Moment ertrage ich überhaupt keine Musik und gehe ihr aus dem Weg, so gut ich kann. Sogar von Werbe-Jingles bekomme ich eine Gänsehaut. Ich habe mit niemandem gesprochen, nicht einmal mit meiner Mutter oder mit Ray. Im Augenblick fehlt mir der Nerv dafür. Ich bin wie eine Insel oder wie ein vom Krieg verwüstetes, unfruchtbares Land mit dunklem Horizont. In der Arbeit schaffe ich es irgendwie, mit den Kollegen zu reden, aber das war’s dann auch schon. Bei einem Telefonat mit Mom würde ich ganz zusammenbrechen – und dazu habe ich keine Kraft mehr.
Das Essen fällt mir schwer. Mittwochnachmittag habe ich einen Becher Joghurt hinuntergewürgt, meine erste Mahlzeit seit Freitag. Ich ernähre mich von Latte Macchiato und Cola light. Das Koffein hält mich am Laufen, macht mich aber unruhig.
Jack hängt bei mir herum und nervt mich mit persönlichen Fragen. Was will er? Ich antworte ihm höflich, halte ihn mir jedoch vom Leib. Als ich, froh über die Ablenkung, einen Stapel Briefe an ihn durcharbeite, höre ich eine Mail hereinkommen. Ich sehe hastig nach, von wem sie ist.
Oje. Von Christian. Nein, nicht hier… nicht im Büro.
Von: Christian Grey
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:05 Uhr
An: Anastasia Steele
Liebe Anastasia, verzeih die Störung bei der Arbeit.
Ich hoffe, alles läuft gut.
Hast du meine Blumen bekommen?
Gerade merke ich, dass morgen die Ausstellungseröffnung von deinem Freund ist. Bestimmt hast du noch keine Zeit gefunden, einen neuen Wagen zu kaufen, und es ist eine lange Fahrt. Ich würde mich sehr freuen, dich hinzubringen – falls du das möchtest.
Sag Bescheid.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Meine Augen werden feucht. Ich springe von meinem Schreibtischstuhl auf und flüchte in die Toilette. Josés Vernissage! Die hatte ich völlig vergessen. Christian hat Recht. Wie soll ich da hinkommen?
Ich presse die Hand gegen die Stirn. Warum hat José nicht angerufen? Oder besser gesagt – warum hat überhaupt niemand angerufen? In meinem geistesabwesenden Zustand habe ich gar nicht gemerkt, dass mein Handy stumm geblieben ist. Gott, bin ich dämlich! Meine Gespräche werden wahrscheinlich nach wie vor auf den BlackBerry umgeleitet. Was bedeutet, dass Christian meine Anrufe bekommt. Es sei denn, er hat den BlackBerry weggeworfen. Aber woher hat er meine E-Mailadresse im Büro?
Er kennt meine Schuhgröße, eine E-Mail-Adresse dürfte nun wirklich kein Problem für ihn sein.
Kann ich es ertragen, ihn wiederzusehen? Will ich das überhaupt? Ich schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Natürlich will ich ihn wiedersehen.
Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass ich es mir anders überlegt habe … Nein, nein, nein. Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der darauf steht, mir Schmerz zuzufügen, mit jemandem, der nicht fähig ist, mich zu lieben. Quälende Erinnerungen steigen hoch – das Segelfliegen, das Händchenhalten, die Küsse, die Badewanne, seine Zärtlichkeit, sein Humor und sein dunkler, sexy Blick. Fünf Tage ohne ihn, fünf Tage der Qual, die sich anfühlen wie eine Ewigkeit.
Ich schlinge die Arme um den Körper. Er fehlt mir. Er fehlt mir wirklich… Und ich liebe ihn. So einfach ist das.
Ich wünschte, ich hätte nicht Schluss gemacht, wünschte, er könnte anders sein, wünschte, dass wir zusammen wären. Wie lange wird dieses grässliche Gefühl anhalten? Es ist die reinste Hölle. Anastasia Steele, du bist in der Arbeit! Ich muss mich zusammenreißen. Außerdem will ich zu Josés Ausstellungseröffnung, und die Masochistin in mir möchte Christian wiedersehen. Ich hole tief Luft und kehre an meinen Schreibtisch zurück.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:25 Uhr
An: Christian Grey
Hi Christian,
danke für die Blumen; sie sind wunderschön.
Ja, ich würde mich freuen, wenn du mich hinbringen könntest.
Danke.
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, SIP
Meine Telefonate werden tatsächlich auf meinen Black Berry umgeleitet. Da Jack in einer Besprechung ist, kann ich es wagen, kurz José anzurufen.
“Hi, José. Ich bin’s, Ana.”
“Hallo Fremde.”
Er klingt so freundlich und erfreut, dass ich fast in Tränen ausbreche.
“Ich kann nicht lange reden. Wann beginnt deine Vernissage morgen?”
“Du kommst also?”, fragt er aufgeregt.
“Ja, natürlich.” Als ich mir sein breites Grinsen vorstelle, gelingt mir zum ersten Mal seit fünf Tagen ein echtes Lächeln.
“Um halb acht.”
“Gut, dann also bis morgen. Bye, José.”
“Bye, Ana.”
Von: Christian Grey
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:27 Uhr
An: Anastasia Steele
Liebe Anastasia,
um wie viel Uhr soll ich dich abholen?
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:32 Uhr
An: Christian Grey
Josés Vernissage beginnt um halb acht. Welche Zeit würdest du vorschlagen?
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, SIP
Von: Christian Grey
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:34 Uhr
An: Anastasia Steele
Liebe Anastasia,
Portland ist ein ganzes Stück weit weg. Ich hole dich um 17:45 Uhr ab.
Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2011, 14:38 Uhr
An: Christian Grey
Bis dann.
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, SIP
Ich werde Christian wiedersehen! Zum ersten Mal seit fünf Tagen bessert sich meine Stimmung ein wenig. Wie es ihm wohl in der Zwischenzeit ergangen ist? Habe ich ihm gefehlt? Wahrscheinlich nicht so sehr wie er mir. Hat er eine neue Sklavin gefunden? Die Vorstellung tut so weh, dass ich sie sofort verdränge.
Am Abend wälze ich mich im Bett hin und her, aber immerhin weine ich mich nicht mehr in den Schlaf.
Ich erinnere mich an Christians gequälte Miene, als ich ihn verlassen habe. Er wollte mich nicht gehen lassen. Warum nicht?
Wieso sollte ich in einer so verfahrenen Situation bleiben? Wir sind beide unseren eigenen Problemen ausgewichen – meiner Angst vor Bestrafung, seiner Angst vor… was? Liebe?
Traurig schlinge ich die Arme ums Kissen. Er meint, er verdiene es nicht, geliebt zu werden. Warum? Hat das mit seiner Kindheit zu tun? Mit seiner leiblichen Mutter, der Crackhure?
Der Gedanke quält mich bis in die frühen Morgenstunden, als ich schließlich in unruhigen, erschöpften Schlaf falle.
Der Tag zieht sich endlos hin, und Jack ist über alle Maßen anhänglich. Vermutlich liegt das an Kates pflaumenfarbenem Kleid und den schwarzen High Heels, die ich aus ihrem Schrank gemopst habe. Ich beschließe, von meinem ersten Gehalt Klamotten kaufen zu gehen. Das Kleid sitzt deutlich lockerer als das letzte Mal, was ich zu ignorieren versuche…«
Gefunden auf: lesekreis.org
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