Ein Tag wie jeder andere
Ein Tag wie jeder andere
Aus gegebenen Anlass muss ich heute mal auf das übliche Beauty-Gebrabbel verzichten und mal etwas schreiben, was mir sehr am Herzen liegt. Ständig höre ich: Ich muss ja, man hat ja keine Wahl, und und und. Ich möchte euch bitten die folgenden Zeilen erst einmal wertfrei bis zum Ende zu lesen, auch dann, wenn ihr zwischendurch den Eindruck habt: Die spinnt total! Dann setzt ihr euch mal in eine stille Ecke und lasst das Gelesene revue passieren. Und dann, könnt ihr gerne einen Kommentar hinterlassen oder auch nicht.
So, los geht’s
Montagmorgen. Du bist gerade aufgestanden und scheinbar ist der Radio-Moderator, der dir ,,Einen-wunderschönen-guten-Morgen“entgegenschleudert, der Einzige, der ausgeschlafen hat. Er erklärt gerade das heutige Telefonspiel. Du kannst eine Reise nach Mauritius gewinnen, wenn du jetzt ganz schnell anrufst und den Werbespruch des Senders vorsingst. Mauritius, oh ja, da wäre es jetzt wohl wärmer. Dort müsstest du nicht das Angebot erstellen, das der Chef dir am Freitag zur Überarbeitung wieder auf den Schreibtisch gelegt hat. Und es würden nicht diese dämlichen Post-It’s an der Tür kleben: Stromrechnung bezahlen ,Müll wegbringen oder Brot kaufen, und du erinnerst dich gerade ganz dunkel, daß die Rechnung schon vor drei Wochen fällig war! Ein Tag, nicht besser oder schlechter als die meisten in deinem Leben. Wenn du nach Hause kommst, gibt es immer die gleiche Frage : „Wie war’s denn heute im Büro“? Und auch die Antwort ist, wie gestern und an den Tagen zuvor, stets die Gleiche: „Wie immer“. Früher einmal hast du dir das alles ganz anders vorgestellt. Aber das ist lange her. Es hat sich halt so ergeben. Fast wie von selbst. Inzwischen weisst du, dass man sich manchmal ganz schön lang machen muss, um zu „funktionieren“. Nur manchmal, wenn zusätzlich zu dem ganzen Mist der Wagen nicht anspringt, das Kleid sich in der Haustür verklemmt und der Hausmeister dich zum zehnten Mal daran erinnert, abends gefälligst die Haustür abzuschließen, möchtest du das alles abschütteln wie ein nasser Hund den Regen. Ja, ja, von wegen Mauritius. Du doch nicht!
Neben den vielen kleinen Dingen, die dir das Leben einfach nur erschweren, gibt es noch die wirklich belastenden Probleme: Vor kurzem ist im Betrieb der Begriff Stellenabbau gefallen. Du weisst doch, wir sind in unserer Firma wie eine große Familie. Und jetzt hat das Familienoberhaupt einen Beschluß gefasst: Einige von uns werden zur Adoption freigegeben. Aber wen wird es zuerst treffen? Welche Zukunft erwartet dich, wenn ausgerechnet du den Schwarzen Peter ziehst: Am Besten ist es wohl erstmal, sich ruhig zu verhalten und nicht unangenehm aufzufallen. Vielleicht hättest du aber auch vor einem Jahr die Stelle in Hamburg annehmen sollen, die dir angeboten wurde. Aber da sind ja noch die Kinder, denen du einen Umzug nicht zumuten wolltest. Und dann ist da noch das hübsche Haus, dass ihr vor wenigen Jahren gekauft habt. Oder vielleicht sind es auch andere Lebensumstände, die dich beschäftigen: Kann auch sein, dass es in deiner Beziehung schon länger kriselt und du dich fragst, wie wohl der Kredit vom Haus abbezahlt werden soll, wenn es hier schief geht.
Mag auch sein, dass die Schwiegermama ein Pflegefall ist. Auf die Pflegestation eines Altenheims willst du sie nicht abschieben, aber andererseits hast du schon länger keinen richtigen Urlaub mehr gehabt. Vielleicht macht es dir auch einfach zu schaffen, dass du die großen Ziele aufgegeben hast und deine Lebensträume nun im Kino verwirklicht werden — und du darfst nur zusehen.
Und spätstens jetzt höre ich dich: Ja wenn … fängst du an und dann zählst du all die Umstände, Sachzwänge und Verpflichtungen auf, aus denen die Routine deines Alltags besteht und auf die du am liebsten sofort verzichten würdest. Eine lange Liste! Und alles passt irgendwie zusammen!? Bis du dann am Ende völlig davon überzeugt bist, dass das alles so sein muß und du gar nicht anders kannst. Nicht weil du es so willst, sondern weil eben »die Umstände« so und so sind und nun mal nicht anders!
Ich möchte nun den Eingangsgedanken wieder aufgreifen und noch etwas zuspitzen:
Du hast dein Leben so wie es jetzt ist, frei gewählt. Diesen Alltag, diesen Job, diesen Chef, diese Kollegen, diese Wohnung, diese Stadt, diesen Partner (oder auch dein Single-Dasein). All das und auch all die anderen Umstände und Begleitumstände deines Lebens:
Du hast sie gewählt.
Egal, welche Motive du hattest,
einerlei, was dich dazu bewogen hat:
Du hast es dir ausgesucht.
Du hast alles, was jetzt ist, durch deine Entscheidung mitgewählt
und du kannst all dies auch wiederabwählen.
Unsere Wahl-Freiheit lässt sich in kurzen Worten so zusammenfassen:
1. Du kannst alles tun.
2. Alles hat Konsequenzen
Einfache, klare Sätze. Aber offenbar schwer verdaulich. Bis heute habe ich, bis auf wenige Ausnahmen, nur Menschen kennengelernt, die zwar — einerseits — alles tun wollen, aber —andererseits — den Preis dafür nicht zahlen wollen.
Mit jeder Wahl sind aber zwangsläufig bestimmte Auswirkungen verbunden, die gleichzeitig auch mitgewählt werden. Es gibt keinen Trick in der Welt, der es uns erlaubt, diesen Konsequenzen auszuweichen. Aber genau das scheinen alle irgendwie zu erwarten. Und wenn das nicht gelingt, weil es nicht gelingen kann, dann geht das Gejammer los.
Woran das nur liegen kann? Verstehst du das?
Nein, so gar nicht?
Vielleicht wäre es dann an der Zeit sich mal etwas intensiver mit dem Leben auseinanderzusetzen.
Ein guter Anfang könnte das hier sein:
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