Zwei Wunder in wenigen Minuten
Zwei Wunder in wenigen Minuten
Ich habe gerade den folgenden Text auf dem Blog von Andreas Gauger gefunden und habe das große Bedürfnis diese Geschichte mit euch zu teilen.
Es wäre toll, wenn ihr diesen Beitrag weiter mit anderen teilt, über Facebook, Twitter, Goggle+ und was weiss ich. Er ist es wirklich wert!
Wunder finden statt, an jedem Tag, überall um uns herum. Wir müssen nur lernen, genau hinzusehen. Heute im Supermarkt meines Vertrauens habe ich zwei Menschen nacheinander getroffen, die unterschiedlicher nicht sein konnten und doch so viel gemeinsam hatten.
Der erste dieser zwei Menschen war ein kleiner Junge, nicht mal zwei Jahre alt, der im Klappsitz eines Einkaufswagens vorm Süßigkeitenregal auf seine Mutter wartete, die sich kurz auf ein paar Meter entfernt hatte, um weiter unten im Gang etwas aus der Auslage zu nehmen. Wie es der Zufall wollte, stand ich direkt neben dem Kleinen und unsere Blicke trafen sich. Er schaute mich mit weit offenen Augen an. Sein Blick war freundlich, warmherzig, neugierig, rein.
Als wir uns in die Augen sahen, fing er an zu lächeln. Grundlos für mich, denn mein gehetzter Gesichtsausdruck (natürlich hatte ich es mal wieder eilig) gab sicher nicht viel Anlass zur Freude. Dennoch lächelte er mich an, dass man sich Sorgen machen konnte, seine Mundwinkel würden sich hinter den Ohren verhaken. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als zurück zu lächeln.
In seinen Augen spiegelte sich die ganze Unschuld seiner jungen Seele. Er stand noch ganz am Anfang seines Lebens. Wo würde es ihn hin führen? Welchen Weg würde er einschlagen? Auf welche Weise würde er der Welt seinen Stempel aufdrücken? Für den Moment tat er es mit seinem ansteckenden und durchdringenden Lächeln.
Die Mutter kam zurück und die beiden zogen weiter in einen anderen Gang. Ich suchte meine Sachen zusammen und ging in Richtung der Kasse. Das Lächeln des kleinen Jungen nahm ich mit. An der Kasse vor mir war eine ältere Dame, die ich auf um die 90 Jahre geschätzt hätte. Ihr von tiefen Falten gezeichnetes Gesicht und ihre stark gebückte Haltung zeugten von dem Tribut der Jahre, den das Leben ihr unübersehbar abgefordert hatte.
Sie hatte bereits begonnen, das Förderband an der Kasse mit der Hälfte des Inhalts ihres Einkaufswagens zu beladen. Als sie sah, dass ich nur drei Teile in der Hand hielt, schenkte sie mir einen offenen Blick und ein äußerst warmherziges Lächeln. ‚Möchten Sie vor? Bei mir wird es sicher ein bisschen dauern, ich bin ja nicht mehr die Jüngste.‘
Ich bedankte mich herzlich und nahm ihr Angebot an. Im Vorbeigehen sah ich in ihre Augen und es traf mich wie der Blitz. Es waren die Augen des kleinen Jungen. Es lag darin die gleiche Reinheit und Unschuld. Ihre Augen sahen ganz anders aus und doch waren es die gleichen Augen.
Innerhalb weniger Wimpernschläge schaute ich durch die Fenster der Seele eines kleinen Jungen, dessen Leben ganz am Anfang stand und durch die einer alten Dame, deren Leben unverkennbar seinem Ende entgegen schritt.
Mit dem Atem beginnt unser Leben auf dieser Erde und mit ihm endet es auch. Unser erster Atemzug ist meist von Geschrei begleitet und richtet sich stark nach außen. Wir saugen das Leben ein. Der letzte Atemzug ist oft leise, kaum spürbar. Wir hauchen das Leben wieder aus.
Alles Leben ist nur geliehen. Wir müssen es eines Tages wieder zurückgeben. Am Anfang unseres Lebens strebt unsere Energie nach außen, ist expansiv. Wir erobern, erweitern und behaupten unseren Platz in der Welt.
Etwa in der Mitte des Lebens, beginnt sie sich immer mehr aus der Außenwelt abzuziehen und nach innen zu richten. Das Äußere kann uns dann nicht mehr so viel geben, wie zuvor. Das Innere, die leiseren Töne und die Suche nach dem Sinn unseres Lebens gewinnen nun Bedeutung. Gegen Ende des Lebens schrumpft unser Aktivitätsradius in der äußeren Welt zunehmend zusammen.
Der kleine Junge, den ich traf, bewegt sich immer weiter von seinem ersten Atemzug fort. Die alte Dame auf ihren letzten zu. Beide folgen derselben Bewegung, sind auf der gleichen Reise durchs Leben. Sie stehen lediglich an unterschiedlichen Wegmarken. Im Anfang und im Ende sind wir alle gleich. Dazwischen gehen wir unserer eigenen Wege. Sie alle haben den gleichen Ursprung und das gleiche Ziel, das vielleicht – wer weiß das schon wirklich – nichts anderes als ein neuer Ursprung ist. So zeigt sich für mich ein weiteres Mal;
Das Gegenteil von Tod heißt nicht Leben, sondern Geburt. Leben ist ewig. Und es wechselt ständig seine Erscheinungsformen. In einen Moment leuchtet es Dich durch die Augen eines kleinen Jungen an, im nächsten durch die einer älteren Dame. Für das Leben selbst sind dies nichts anderes als zwei Ausdrucksformen der gleichen Essenz, die uns alle durchströmt. Alles Leben in diesem Universum nimmt eine Form an, geht durch diese Form und verlässt sie schließlich wieder. Kreislauf ohne Ende. Was für ein Wunder, was für ein Geschenk dieses Leben doch ist.